Zunächst möchte ich zwei alte Artikel der News, die noch nicht in diesem Blog enthalten sind, „wiederbeleben“:
Punktion von Endometriosezysten vor einer IVF
Die oft proklamierte Entfernung einer Endometriosezyste vor Beginn einer Reagenzglasbefruchtung scheint weniger sinnvoll zu sein, als bisher angenommen.
Die Reagenzglasbefruchtung (IVF) ist eine anerkannte Methode zur Behandlung von Patientinnen, welche von einer Endometriose betroffen sind. Endometriose-Zysten stehen jedoch unter dem Verdacht, die Qualität der Eizellen bei einer IVF-Behandlung negativ zu beeinflussen. Auf der anderen Seite kann die chirurgische Behandlung mit Bauchschnitt oder mit Hilfe der Bauchspiegelung die Menge an funktionsfähigem Eierstocksgewebe vermindern und dadurch die Funktion der Eierstöcke verschlechtern.
Wie also sollte man am besten mit Endometriose-Zysten umgehen?
Dieser Fragestellung widmet sich eine aktuelle japanische Studie. Frauen mit einer Endometriosezyste wurden auf drei verschiedene Arten vorbehandelt und dann einer IVF unterzogen. Bei einer Gruppe wurden die Zysten im Vorfeld der Behandlung durch eine Operation beseitigt, bei einer anderen wurde die Zyste punktiert und eine dritte Gruppe wurde nicht weiter vorbehandelt.
Die Zahl der gewonnenen Eizellen war bei der voroperierten Gruppe und auch durch eine Punktion der Zyste vorbehandelten Gruppe niedriger als bei de Frauen, die ohne weitere Endometriosetherapie eine IVF bekamen. Die Qualität der Eizellen wies in allen Gruppen keine Unterschiede auf, jedoch ergaben sich Vorteile bei der Befruchtungsrate, wenn vor der Behandlung eine Entleerung der Zyste durch Punktion erfolgte.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß eine chirurgische Vorbehandlung einer Endometriosezyste die Chancen der betroffenen Patientin bei einer IVF nicht verbessert, die Punktion vor Beginn der Behandlung jedoch von Vorteil sein kann.
Interessant wäre auch die Angabe der Schwangerschaftsraten bei den behandelten Patientinnen gewesen, welche jedoch in der Studie nicht differenziert erwähnt werden. Interessanterweise ist eine weitere Studie mit fast der gleichen Fragestellung (s.u.) zeitgleich veröffentlicht wurden, die auch diesen Aspekt berücksichtigt.
Pretreatment for Ovarian Endometrial Cyst before in vitro Fertilization
Suganuma N, Wakahara Y, Ishida D, Asano M, Kitagawa T, Katsumata Y, Moriwaki T, Furuhashi M.
Gynecol Obstet Invest 2002 Dec;54 Suppl 1:36-42
Beeinflusst die Endometriose den Ausgang einer IVF-Behandlung?
Auch ohne Verwachsungen, Zysten und andere organische Beeinträchtigungen, vermindert die Endometriose die Fruchtbarkeit der betroffenen Frau.
Dies gilt jedoch nur für den Versuch, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, oder im Rahmen einer Inseminationsbehandlung. Kürzlich wurde hier eine Studie vorgestellt, die aus diesem Grund den frühzeitigen Wechsel auf eine IVF-Behandlung bei Endometriose-Patientinnen proklamierte.
Die vorliegende US-amerikanische Studie bestätigt diese Ergebnisse. In der Studie wurden die IVF-Ergebnisse von149 Patientinnen mit Endometriose mit denen von 104 Frauen verglichen, die sich einer IVF-Behandlung wegen verschlossener Eileiter unterzogen und keine Endometriose aufwiesen.
Es ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich der Befruchtungsrate, der Zahl der zurückgegebenen Embryonen und der Schwangerschaftsrate zwischen den beiden Gruppen. Auch die Implantationsrate (Verhältnis von zurückgegebenen Embryonen zu Fruchtanlagen im Ultraschall) wies keine Differenz auf.
Es wurde also auch in dieser Studie nachgewiesen, daß von Endometriose betroffene Patientinnen keine Befürchtungen haben müssen, durch ihre Erkrankung schlechtere Chancen auf eine Schwangerschaft zu haben als andere Frauen, wenn eine IVF durchgeführt wird.
Impact of endometriosis on implantation. Data from the Wilford Hall Medical Center IVF-ET Program.
Hickman TN.
J Reprod Med 2002 Oct;47(10):801-8
GnRH-Analoga, Punktion und Gabe von Interleukin
Unabhängig von Durchführung einer IVF widmet sich nun eine aktuelle Studie dem Vergleich zwischen verschiedenen Methoden der Endometriosebehandlung durch Punktion. Während einer zweimonatigen Behandlung mit GnRH-Analoga wurde bei den in die Studie aufgenommenen 24 Patientinnen eine oder zwei Punktionen durchgeführt und anschließend Interleukin II in die Zyste eingespritzt.
Die führte nach einmaliger aber auch nach wiederholter Punktion in über der Hälfte der so behandelten Patientinnen zu einem sehr guten Ergebnis, wenngleich sich eine längere Beschwerdefreiheit nach zweimaliger Punktion ergab verbunden mit seltenerem Wiederauftreten von Zysten.
Wurde zweimal punktiert und Interleukin gegeben, konnte bei 75% der Patientinnen auf eine Operation verzichtet werden bei einmaliger Punktion waren dies nur 50%. Die Zahlen sind jedoch nicht signifikant unterschiedlich, jedoch zeigt diese Studie, dass eine (wiederholte) Punktion unter Verwendung von Interleukin eine Operation vermeiden helfen kann. Sicherlich sollte diese Behandlungsform mit einer größeren und exakter definierten Patientenguppe weiter untersucht werden.
Mehr zum Thema Eierstockzyste allgemein finden Sie im Theorie-Teil
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.
Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.
1 Gedanke zu „Endometriose-Zyste: Ist die Punktion eine ausreichende Therapie?“