In der berechtigten Annahme, dass eine bakterielle Verunreinigung den Erfolg einer IVF-Behandlung beeinträchtigen kann, werden in vielen Praxen vor der Behandlung prophylaktisch Antibiotika verabreicht. Eine aktuelle Studie untersuchte den Effekt einer solchen Massnahme auf den Therapieerfolg. Hierbei lag der Fokus der Untersuchung auf der Verunreinigung des Katheters, der für den Transfer verwendet wurde und dessen Auswirkung auf den Therapieerfolg.
In die Studie wurden 350 Paare aufgenommen und der Hälfte wurde einen Tag vor dem Transfer und am Tage des Transfers prophylaktisch Antibiotika verabreicht. Die andere Hälfte blieb diesbezüglich unbehandelt. Die Schwangerschaftsraten wurden bis 8 Wochen nach dem Transfer dokumentiert und die Spitzen der Katheter auf eine bakterielle Verunreinigung hin untersucht.
Wie nicht anders zu erwarten war, ließen sich nach Antibiotikagabe eine deutlich verminderte Besiedlung der Katheter mit Keimen nachweisen (49,4 gegenüber 62,3%).
Und nun wird es schwierig: Es zeigte sich zwar ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Besiedlung des Katheters mit Bakterien und dem Eintritt einer Schwangerschaft. Je reiner der Katheter war, desto besser waren die Schwangerschaftsraten.
Es zeigte sich jedoch kein Vorteil hinsichtlich der Schwangerschaftsraten, wenn vorher Antibiotika verabreicht wurden (36,0 gegenüber 35,5% ), beide Gruppen konnten also gleich erfolgreich behandelt werden. Mit anderen Worten: Sauberes Arbeiten ist beim Transfer sinnvoll und richtig, die zusätzliche Antibiotikabehandlung bringt jedoch keinen zusätzlichen Vorteil, da damit die Keimbesiedlung zwar vermindert, aber nicht gänzlich beseitigt werden kann.
N. Brook , Y. Khalaf , A. Coomarasamy , J. Edgeworth , P. Braude
A randomized controlled trial of prophylactic antibiotics (co-amoxiclav) prior to embryo transfer
Hum. Reprod. 21: 2911-2915
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.
Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.
mal ne laienhafte frage:
"sauberes arbeiten" bedeutet in dem fall also möglichst nicht mit dem einführkatheter in dem die embryonen sind an die scheidenwände dängeln…oder woher kommt sonst die bekeimung, die an der katheterspitze gemessen wurde?
wärs denn keine lösung ein paar tage vor transfer was zur lokalen keimreduktion zu geben…wenn das eine mögliche fehlerquelle sein kann…?
ich erinnere mich da gerade an eine Oärtztin eines grossen klinikums ( 🙂 ), die nach einer viertel stunde rumprokeln immer noch nicht den eingang des muttermundes gefunden hatte und dann ohne lokale selbigen mit einer scheere perforierte um endlich den eingang zu finden und zu transferieren…auweia…
ja, die lokale gabe von Mitteln zur Desinfektion ist auch eine gelegentlich verwendete Methode, die nun aber in dieser Studie nicht untersucht wurde 🙂
Unter sauberem Arbeiten verstehe ich schon, dass man versucht, möglichst atraumatisch in die Gebärmutterhöhle einzudringen, was gelegentlich nicht so einfach ist 😉