Es wurde auch hier bereits berichtet, als die erste Schwangerschaft nach der sogenannten In Vitro Maturation (IVM) eintrat. Nun kam es also zur Geburt.
Das ist grundsätzlich nichts erst einmal nichts Besonderes, ist es doch nur natürlich, dass der (sicher bemerkenswerten) Schwangerschaft irgendwann auch die Geburt folgt. Das ist halt der Lauf der Dinge.
Was ist also neu an dieser Technik?
Wer wissen möchte, worum es eigentlich genau geht, sei noch einmal auf den Artikel verwiesen, in dem die Vorgehensweise genauer erklärt wird. Neu ist, dass mit dieser Methode eine *ohss* vermieden werden kann, da nur eine sehr geringe Hormonmenge zur Stimulation der Eierstöcke gegeben wird. Insbesondere *pco*-Patientinnen können davon profitieren.
Auch der Kostenfaktor sei erwähnt. Es fällt ein Großteil der Kosten für die Medikamente weg.
In der Presseerklärung der Universität Lübeck werden diese Argumente genannt. Die Darstellung der Methode in der Presseerklärung ist jedoch etwas korrekturbedürftig. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass die Schwangerschaftsraten mit dieser Methode gegenwärtig sehr viel schlechter sind als mit der konventionellen Stimulation. Damit ist unter den gegewärtigen Voraussetzungen der Kostenfaktor sicherlich kein Argument, vermutlich noch nicht einmal für „Selbstzahler“, die aus welchen Gründen auch immer keine Unterstützung durch ihre Krankenkassen bekommen.
Für wen ist die Methode geeignet?
Es wird auch nicht erwähnt, dass es mit Hilfe einer individuell angepassten Stimulation auch bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für eine Überstimulation meist möglich ist, die Ausbildung von zu vielen Eizellen zu vermeiden. Gegenwärtig ist diese Methode nur sinnvoll für Frauen, die prinzipiell eine Hormonbehandlung ablehnen und für Patientinnen Artikel in der FAZ weist die Autorin Martina Lenzen-Schulte noch auf andere ungeklärte Aspekte der IVM hin:
Vieles noch unverstanden
Obwohl bereits weltweit mehrere Kinder mit der In-vitro-Maturation gezeugt wurden, muß man derartige Versuche immer noch als experimentell bezeichnen. Die Vorgänge um die Eizellreifung sind keineswegs so verstanden, daß man sie tatsächlich im Labor perfekt nachzuahmen in der Lage wäre. Das zeigen insbesondere auch die Ergebnisse, die Tiermediziner gewonnen haben. Peter Farin von der North Carolina State University im amerikanischen Raleigh weist in einem umfassenden Beitrag für die Fachzeitschrift „Theriogenology†(Bd. 65, S.178) darauf hin, daß sich 50 bis 80 Prozent der in einem Organismus heranreifenden Eizellen nach einer Befruchtung teilen, aber unter den künstlichen Bedingungen im Reagenzglas schaffen das nur 15 bis 40 Prozent. Die Folgen für die Wachstumsvorgänge im Embryo und Fetus seien derzeit nicht abschätzbar. Vergleichsbeobachtungen an Kälbern haben ergeben, daß nach der künstlichen Eizellreifung schwerere Tiere heranreifen.
Überdies haben Untersuchungen an menschlichen Embryonen ergeben, daß diejenigen, die aus einer im Labor gereiften Eizelle entstanden sind, nahezu in achtzig Prozent der Fälle Chromosomenschäden aufwiesen, während die zum Vergleich herangezogenen Biopsien an einer Kontrollgruppe von Embryonen, die ebenfalls künstlich befruchtet worden waren, rund sechzig Prozent fehlverteilter Chromosomen erkennen ließen. Die Wissenschaftler machen darauf aufmerksam, daß man die potentiellen Eltern über dieses höhere Risiko aufklären müsse. Die Lübecker Forscher verweisen darauf, daß das neue Verfahren kostengünstiger sei als die hochdosierte und teure Hormongabe zur Eierstocksstimulation. In Internetforen für betroffene Paare (etwa http://www.pco-syndrom.net/forum/) wird die künstliche Eizellreifung indes durchaus zwiespältig diskutiert.
Neben den interessanten zusätzlichen Informationen, die mir bisher auch nicht geläufig waren, zitiere ich diesen Artikel natürlich besonders gerne wegen der Erwähnung unseres Forums.
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.
Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.
Die traurige Hoffnung- und Nichterfolgsstory von einer Reihe von Frauen aus dem Nachbarforum läßt sich auch hier nachlesen: http://www.klein-putz.net/forum/viewtopic.php?t=23407&postdays=0&postorder=asc&&start=0.
Soweit ich das mit verfolgt habe, wurde dort keine einzige Frau mit der Methode schwanger.
Liest man die allgemeine Presse, dann geht die Öffentlichkeit davon aus ein NEUES(?), vor allem kostengünstiges Stimmulationsverfahren gefunden zu haben. Das es nur für Frauen bis 37 sinnvoll scheint und auch bis jetzt nicht so besonders ergiebig ist von den Erfolgsraten – scheint kaum jemanden zu stören.
Um nicht falsch verstanden zu werden: ich bin offen für jeden, neuen oder experimentellen Ansatz bei KiWu-Techniken…..so wie IVM aber derzeit medial verarbeitet wird, könnten Politiker drauf kommen, das als "KiWu light" oder – feministisch betrachtet – "KiWu ohne Risiko für die Gesundheit der Frau" zu sehen und auch entsprechend bevorzugt zu fördern. Zu bezweifeln ist dann lediglich, ob damit das eigentliche Behandlungsziel "Wunschkind" auch genauso effizient und relativ sicher erreicht werden kann, wie mit den gut erprobten herkömmlichen Methoden. Zudem lenkt das Thema von einem sehr wichtigen Malus der Anwendung von Reproduktionstechniken in Deutschland ab: einer nach wie vor nicht sinnvollen Gesetzeslage. Aber Verfahren, die nur einige Eizellen gewinnen, fordern dazu ja auch nicht auf….tricky!
Für diejenigen, denen es nicht auffällt: Ich habe den Artikel noch einmal ergänzt und ein Zitat eines Artikels aus der "FAZ".
Zumindest in Schweden, wo ja die IVM schon länger praktiziert wird, sollen die Erfolge besser sein. Ich hatte da mal eine Schwangerschaftsrate pro ET von 15% gelesen.
Der 2. Abschnitt der Ergänzung ist ja hoch interessant!
Die Daten beziehen sich dann ja wohl auf PID-Untersuchungen, nehme ich an?
In welcher Statistik gehen denn die 60% der Embryonen mit fehlerhaft verteilten Chromosomen in Deutschland auf? Würden diese ohne PID vor Transfer eigentlich auffallen?