Verletzung der Gebärmutterschleimhaut: Bessere Einnistung?

Prof. Nava Dekel vom Weizmann Institute hat im Rahmen ihrer Forschungen zu Einnistungsstörungen bei IVF-Behandlungen eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Wurde vor der Behandlung eine Biopsie der Gebärmutterschleimhaut durchgeführt, dann stiegen die Schwangerschaftsraten um das Doppelte an.

Dieses Phänomen wurde eher zufällig entdeckt. Eigentlich suchten die Forscher nach bestimmten Proteinen in der Gebärmutterschleimhaut, welchen ein Einfluss auf den Einnistungsprozess zugeschrieben wird. Da wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Zyklus Proben von der Gebärmutterschleimhaut entnommen. Diese Untersuchungen erfolgte ausnahmslos an Frauen, die wiederholt erfolglos mit einer Reagenzglasbefruchtung behandelt wurden.

Mit Verwunderung nahmen die Wissenschaftler zur Kenntnis, dass von den zunächst 12 untersuchten Frauen im Anschluss an die Biopsie 11 schwanger wurden. Offenbar hatte die Entnahme der Probe einen positiven Effekt auf die spätere Einnistung von Embryonen.

Eine daraufhin durchgeführte weitere Studie mit 45 Probandinnen und 89 Kontrollpatientinnen, die keine Biopsie erhielten, zeigte eine Verdopplung der Schwangerschaftsrate bei den Frauen, die vorher eine Biopsie durchführen ließen. In beiden Gruppen wurden im Schnitt 3,4 Embryonen transferiert, was gemäß dem israelischen Recht möglich ist. Die Schwangerschaftsrate betrug 66,7% bzw. 30,3% pro Transfer (P =0,00009) und die Rate der Lebendgeburten 48,9% gegenüber 22,5% (P =0,016).

Es scheint möglicherweise so zu sein, dass eine kleine Läsion der Schleimhaut im Vorzyklus zu einer Reaktion führt, welche einen positiven Einfluss auf den Einnistungsprozess hat. Welcher Art dieser Prozess sein könnte, lässt sich gegenwärtig nicht sagen und wird Gegenstand weiterer Forschungen sein.

Interessant ist bei dieser Untersuchung, dass sie recht aktuell (17.5.2006) auf der Homepage des Weizmann Instituts veröffentlicht und von der deutschen Laienpresse aufgegriffen wurde, die eigentlich Studie jedoch bereits im Juni 2003 in „Fertility and Sterility“ publiziert wurde:

Barash A, Dekel N, Fieldust S, Segal I, Schechtman E, Granot I.
Local injury to the endometrium doubles the incidence of successful pregnancies in patients undergoing in vitro fertilization.
Fertil Steril. 2003 Jun;79(6):1317-22.

Die Tatsache, dass die primären Ergebnisse eigentlich als sensationell zu bezeichnen sind, jedoch in späteren Publikationen keinen Nachhall fanden und nun im Rahmen einer Presseerklärung erneut aufgewärmt werden, lassen einen an der Bedeutung der Ergebnisse zweifeln.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.

Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.

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