Im Theorie-Teil dieser Seite ist es bereits definiert:
Frauen, welche nur schlecht bis unzureichend auf eine hormonelle Stimulation mit Hormonen reagieren, also eine eingeschränkte Reaktion auf die Hormone haben (low response)
Eine präzise Definition des dieses Zustandes gibt es nicht, zumal er ab einem bestimmten Alter auch normal ist. Aber weniger als 3-4 Follikel auch bei hochdosierter Hormongabe ist wohl eine relativ konsensfähige Definition.
Eine aktuelle Studie hatte zum Ziel, diese Definition einzuengen und zwar in Abhängigkeit von der erzielten Schwangerschaftsrate bei einer *ivf* oder *icsi*. Dazu wurden die Daten von 782 Paaren retrospektiv ausgewertet und die Schwangerschaftsrate mit der Zahl der gewonnenen Eizellen korrelliert.
Ziel war es, die Zahl der Eizellen festzulegen, ab der die Erfolgsraten deutlich unter den Durchschnitt absanken. Es fand sich eine sehr gute statistische Korellation zwischen der Zahl der gewonnenen Eizellen und der Schwangerschaftsrate. Eine deutliche Verminderung der Schwangerschaftsrate wurde bei der ICSI bei weniger als 5 Eizellen, bei der IVF bei weniger als 6 Eizellen festgestellt. Im praktischen Alltag also kein verwendbarer Unterschied. Wurden Spermien aus einer Hodenbiopsie (TESE) für die ICSI verwendet, dann waren 8 oder mehr Eizellen die Grenze, die nicht unterschritten werden sollte.
Die Definition eines „Poor Responders“ ist den Autoren zufolge daher abhängig von der durchgeführten Therapie und setzt bei einer ICSI mit TESE-Spermien früher ein als bei einer ICSI mit Spermien aus dem Ejakulat oder einer IVF.
Dies ist aber keine endokrinologische Definition, denn zu behaupten, dass eine Frau die 6 oder 7 Eizellen bei einer hormonellen Stimulation produziert, eine schlechte Eierstocksfunktion hat, ist sicherlich so nicht korrekt. Die Studie gibt aber einen guten Anhalt dafür, wie viele Eizellen notwendig sind, um eine normale Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu erzielen. Und letztlich ist dies der relevante Faktor bei der Planung oder Bewertung einer Therapie.
Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch die Festlegung einer Obergrenze, also einer Zahl die nicht nicht überschritten werden sollte, um die Eizellqualität nicht zu beeinträchtigen.
Defining poor responders in assisted reproduction
Sallam HN, Ezzeldin F, Agameya AF, Rahman AF, El-Garem Y
Int J Fertil Womens Med. 2005 May-Jun;50(3):115-20
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.
Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.
Darf ich fragen, auf was für einen Prozentsatz die SS-Erfolgsrate bei poor respondern denn dann statistisch bei ICSI im Schnitt sinkt? (gehe von "normaler" Erfolgsrte von 25-30% aus) Das würd mich als poor responder sehr interessieren; allerdings kann ich nur Mut machen, bin bei 3 ICSI-Versuchen mit einmal 4, einmal 1 und einmal 2 Eizellen zweimal schwanger geworden!
Lotti
Man kann dies nicht allgemein beantworten, da auch viele weitere faktoren eine Rolle spielen (Alter, Spermienqualität und vor allem Qualität der Embryonen). Wenn man den von Ihnen genannten Schnitt nimmt, dann dürfte sich die Schwangerschaftsrate unter 20% bewegen oder anders formuliert: gut die Hälfte des Duchschnitts kann erreicht werden