Wirkt hMG besser bei älteren Frauen?

Die hormonelle Stimulation der Eierstöcke z. B. für eine *ivf* oder *icsi* ist bei älteren Frauen schwieriger als in jüngeren Jahren, wobei „älter“ im Zusammenhang mit der Reproduktionsmedizin meist älter als 38 Jahre bedeutet. Es werden bei gleicher Dosis der Medikamente meist weniger Follikel und Eizellen gebildet als bei jüngeren Frauen, oft muss man die betreffenden Patientinnen der Gruppe der „low responder“ zuordnen, bei denen weniger als 5 Eizellen erzeugt werden können.

Verschiedene Protokolle wurden entwickelt, um die eingeschränkten Reserven der Eierstöcke in solchen Fällen optimal zu nutzen, wie auch in unserer Informationssammlung nachzulesen ist. Die Frage, die dabei immer wieder gestellt wird ist die nach den besten Hormonen zur Stimulation der Eierstöcke. Es gibt da im Wesentlichen zwei Substanzgruppen:

1. Die gentechnisch hergestellten FSH-Präparate (r-FSH), welche das Follikelstimulierende Hormon in reiner Form enthalten (Puregon und GonalF sind die beiden Präparate).
2. Humanes Menopausen Gonadotropin (hMG), welches aus dem Urin von Frauen in den Wechseljahren hergestellt wird, die hohe Blutspiegel des FSH aufweisen und mit dem Urin ausscheiden. Hier gibt es das hochgereinigte Menogon HP und das einfache Menogon. Dieses enthält zusätzlich auch LH, das eisprungauslösende Hormon.

In einem anderen Artikel wurde bereits darauf eingegangen, dass auch aktuelle Studien keinen keine Klärung dieser Frage herbeiführen konnten, wenngleich die MERIT-Studie zeigte, dass die Ergebnisse für Menogon bei einer IVF möglicherweise sogar besser sind als mit r-FSH.

Nun zur aktuellen Studie: Hier wurde die Wirkung von reinem FSH mit der von Menogon in einem langen Protokoll bei Patientinnen verglichen, die älter als 39 Jahre alt waren. 120 Frauen wurden mit hMG (Menogon) behandelt und 121 Frauen mit gentechnisch hergestelltem reinen FSH.

Es wurde die Dauer der Stimulation, die Höhe der Hormonwerte am Tage der Auslösung, Gesamtmenge der verabreichten Medikamente, Zahl der Eizellen, Menge an verabreichtem medikament pro gewonnener Eizelle und Zahl der gewonnen Embryonen untersucht und verglichen.

Bei den Frauen, welche mit dem urinären hMG behandelt wurden, war der Bedarf an Medikamenten signifikant niedriger und auch die FSH-Menge pro gewonnener Eizelle. Die anderen untersuchten Parameter zeigten zwar auch Unterschiede (mehr Eizellen bei hMG), welche jedoch statistisch nicht signifikant waren, also auch zufällig hätten sein können.

Die Autoren kommen aufgrund dieser Ergebnisse zu dem Schluss, dass bei älteren Frauen das urinäre hMG dem reinen FSH bei Anwendung eines langen Protokolls überlegen sei.

Mohamed MA, Sbracia M, Pacchiarotti A, Micara G, Linari A, Tranquilli D, Espinola SM, Aragona C.
Urinary follicle-stimulating hormone (FSH) is more effective than recombinant FSH in older women in a controlled randomized study
Fertil Steril. 2006 April

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig.

Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.net.

2 Gedanken zu „Wirkt hMG besser bei älteren Frauen?“

  1. Ich bin zum ersten Mal bei Euch. Den Artikel finde ich ganz interessant. Allerdings ist mein Arzt genau vom Gegenteil überzeugt. Er sagte mir, dass ich mit meinen 40 Jahren nicht mehr allzu viele Chancen hätte. Er erklärte mir, dass ich möglichst alle Chancen für den ersten Versuch nutzen sollte. Und dazu würde er mir zu einem gentechnischen Produkt wie gonal raten. Er habe damit beste Erfahrungen bei älteren Patientinnen gemacht. (Ganz schön hart, wenn man mit40 schon als älter bezeichnet wird.) Die Therapie sei für mich zwar aufwendiger, würde aber höhere Erfolgschancen bringen. Ich habe wegen der Kosten auch nach anderen Möglichkeiten gefragt, dies wurde von ihm aber eben wegen der besseren „Trefferquote“ weggeschoben. Ich habe mich jetzt auch schon entschieden. Ich informiere weiter….

  2. Auch ich fand den Artikel sehr interessant zumal ich in der selben Situation wie Jutta bin. Ich habe gerade einen Clomifen-Zyklus hinter mir der zwar nicht die erhoffte Schwangerschaft aber dafür einen schönen Zyklus gebracht hat. Ab Morgen werde ich nun Puregon 300 versuchen, das angeblich das Beste in meinem Fall sein sollte.

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